Die erste Begegnung zwischen Kurt Huber und Carl Orff findet anläßlich einer Verabredung statt, bei der Kurt Huber Carl Orff seine neuen Aufnahmen bayerischer Volksmusik vorspielen will. Nach stundenlangem, vergeblichen Warten von Carl Orff erscheint Kurt Huber schließlich. Er hat sowohl die Verabredung, als auch die Schallplatten, die er mitbringen wollte, vergessen.
Trotzdem wird es ein unvergeßlicher Abend. Die beiden führen ein angeregtes Gespräch, das noch bis in die Nacht hinein dauert. Danach bringt Carl Orff seinen neuen Freund nach Hause, der zu diesem Zeitpunkt noch in Schwabing, in der Ungererstraße, wohnt. Durch einen glücklichen Zufall geschieht es, daß Kurt Huber einige Jahre später nach Gräfelfing in dieselbe Straße zieht, in der auch Carl Orff wohnt. So kommt es, daß sich Kurt Huber und Carl Orff seit dieser Zeit sehr häufig treffen.
Seit Carl Orffs »Carmina Burana« erlebt Kurt Huber die Entstehung weiterer Werke mit. Sämtliche Urfassungen und Änderungen dieser Werke werden gemeinsam besprochen.
Kurt Huber redet fast nie von seinen eigenen Plänen, besonders seine musikalischen Arbeiten verschweigt er seinem Freund. Er geht fast ausschließlich auf das ein, was Carl Orff bewegt. Er versteht es auch sehr gut, Carl Orff vom Besuch seiner Vorlesungen abzuhalten, indem er z.B. sagt: »Was Sie interessiert, kann ich Ihnen auch so erzählen.«
Aus vielen Gesprächen und Gedanken entsteht ihr Plan, eine Reihe von Notenheften mit neubearbeiteter Volksmusik herauszugeben. »Musik der Landschaft« ist das erste Büchlein, das in der Reihe erscheint. Sie beginnen hierbei mit Liedern und Tänzen aus dem bajuwarischen Raum. Diese Ausgabe wird ein Ergebnis künstlerischer und wissenschaftlicher Zusammenarbeit. Stundenlang arbeiten die beiden zusammen., spielen und singen, wählen aus und setzen Zersungenes wieder zurecht. Nach vielen weiteren Veröffentlichungen endet die gemeinsame Reihe mit dem Heft »Der Zwiefache«.
»Catulli carmina« ist das letzte Werk, das Carl Orff Kurt Huber vorspielt.
Eines Abends kommt Kurt Huber spät und niedergeschlagen aus der Stadt zurück. Da erzählt ihm Carl Orff seinen Plan, die »Bernauerin« zu schreiben, deren ersten Entwurf er soeben beendet hat. Kurt Huber zeigt darüber große Begeisterung und meint, daß dies eine bayerische Ballade werden müsse. Auf seine Anregung hin nimmt Carl Orff beispielsweise in die Szene der Münchner Bürger den Summchor „Hoam, hoam sollt i geh“ auf. Aber Kurt Huber soll es nicht mehr vergönnt sein, die Aufführung der »Bernauerin«, welche Carl Orff ihm als ein Zeichen von Freundschaft und Dankbarkeit gewidmet hat, zu erleben.

Karl Orff, um 1935
